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Grüne Projekte zur blauen Stunde: Sechs AHK-Projekte stellen Ergebnisse vor

Erfolgreicher Erfahrungsaustausch im Rahmen von Chambers for GreenTech

Sechs Auslandshandelskammern berichteten beim diesjährigen Erfahrungsaustausch im Rahmen von Chambers for GreenTech von ihren Fortschritten, Erfahrungen und möglichen Synergien.

Ein Online-Termin von 23 bis 7 Uhr morgens - und dann auch noch überraschend kurzweilig? Ein Portfolio rund um den Globus und über zahlreiche Zeitzonen hinweg macht es möglich: Beim diesjährigen Erfahrungsaustausch im Rahmen von Chambers for GreenTech fanden sich am 30. August 2023 sechs Auslandshandelskammern (AHK), die Projektkoordination in der DIHK Service GmbH, das BMUV als Auftraggeber und die ZUG als Projektträgerin zusammen. Im Fokus standen dabei Fortschritte, Erfahrungen und mögliche Synergien in den drei Arbeitsschwerpunkten Wasserwirtschaft, Kreislaufwirtschaft und dezentrale Anwendungen von grünem Wasserstoff.

Bisherige Ergebnisse und nächste Schritte

Auf den pazifischen Inseln Fidschi, Samoa, Cook Islands & Tonga hat die AHK Neuseeland in den vergangenen Wochen Gespräche mit Politik und öffentlichen Betreibern geführt: Obwohl die vier Inselstaaten über Bedingungen für eine autarke, dezentrale Stromversorgung auf Basis erneuerbarer Energien verfügen, zeigen die vier Länder in ihrer Energiematrix ein äußerst heterogenes Bild. Aktuell führt die AHK gemeinsam mit dem Reiner-Lemoine-Institut eine Studie durch, welche die technische Machbarkeit und wirtschaftliche Tragfähigkeit konkreter Nutzungsfälle in der Region untersucht. Die Möglichkeit, Ergebnisse zu präsentieren und weitere Akteure für die technologischen Möglichkeiten zu gewinnen, bietet Ende November eine Tourismus-Konferenz auf Fidschi.

Auch auf den Philippinen ist grüner Wasserstoff ein wichtiges Thema: Stromentstehungskosten und -preise sind – gerade in entlegenen Gebieten – hoch, was Marktchancen für erneuerbare Energiequellen und Speicherlösungen eröffnet. Gezielt entwickelt und bewertet die AHK mit dem Betreiber eines Tourismus-Ressorts als Partner dabei sowohl einen privatwirtschaftlichen Anwendungsfall sowie einen Einsatz von grünem Wasserstoff in einem Micro-Netz des staatlichen Energieanbieters NPC.

Saudi-Arabien hat sich ehrgeizige Ziele in Sachen Abfallwirtschaft gesetzt. Bis 2030 plant die Regierung Investitionen von bis zu 80 Mrd. USD in Abfallreduktion und zirkuläre Abfallwirtschaft. Über 1.000 Recycling- und Verarbeitungsanlagen sind Teil dieser nationalen Vision. Direkt hier knüpft die AHK mit ihrem Projekt an. Derzeit befindet sich eine Umfeldanalyse in Vorbereitung. Zwischen Mitte September und Anfang Oktober 2023 sind insgesamt drei Roundtables geplant, die einen regionalen und einen inhaltlichen Schwerpunkt verknüpfen: In Jeddah als Zentrum der lokalen Landwirtschaft steht entsprechend die Kreislaufwirtschaft in der Nahrungsmittelerzeugung im Fokus. Das Event in Riad widmet sich der kommunalen Abfallwirtschaft und in Dammam diskutieren lokale Wirtschaftsvertreter und deutsche Partner Ressourcen-Effizienz und Recycling für die lokale (Petro-)Industrie.

Aserbaidschan verfügt über die geringsten Wasserressourcen im ohnehin wasserarmen Südkaukasus. 70 Prozent der aserbaidschanischen Wasserströme entspringen zudem Quellen im Ausland. Entsprechend groß sind die Herausforderungen bei Bereitstellung und Qualität von Wasser. Genau hier setzt die AHK Aserbaidschan mit Ihrem Projekt an. Nach Erstellung einer Rahmenanalyse, einer Vorstellung auf einer Präsenz-Veranstaltung an der IHK Koblenz und ergänzenden Webinaren bereitet die Kammer für Ende Oktober 2023 eine Studienreise deutscher Unternehmen und Organisationen vor.

Auch die AHK Kuba setzt Ihre Projektarbeit im Förderschwerpunkt Wasser um. Im Rahmen des Konzepts erfolgt zunächst die Installation deutscher Technologie: Eine Pilotanlage soll künftig rund 250 Menschen zuverlässig mit sauberem Trinkwasser versorgen. Darüber hinaus lassen sich an der Anlage Made in Germany praxisorientiert kubanische Technikerinnen und Techniker schulen: Dauerhaft sollen 70 Personen jährlich ausgebildet werden und hierdurch die unmittelbare Versorgung mit Trinkwasser nachhaltig verbessern. Gleichzeitig sollen sie ihr Wissen in der Gesamtregion als Experten und Multiplikatoren zur Verfügung stellen.

An der Schnittstelle von Wasseraufbereitung und Wasserstofferzeugung arbeitet die AHK Rio in Brasilien: Im Rahmen ihres laufenden Projekts analysiert die Kammer das technische und wirtschaftliche Potenzial der Erzeugung von grünem Wasserstoff in Kläranlagen im Bundesstaat Paraná. „Rohstoff“ für den grünen Wasserstoff ist somit ein bisheriges Abfallprodukt der klassischen Wasseraufbereitung. Der strategische Projektpartner SANEPAR ist als Versorger von etwa 26 Millionen Haushalten einer der führenden Betreiber von Wasser- und Abwasseranlagen im Land, die Skalierungspotentiale entsprechend immens. Neben der technischen Umsetzbarkeit widmet sich das Projekt gezielt auch der Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle.

Förderung sorgt für schnelle Ergebnisse

Die sechs im Jahresverlauf 2023 angelaufenen Projekte zeigen die hohe Innovationskraft und Kreativität der deutschen AHK-Struktur. Deutsche Kammern stellen sich den lokalen Herausforderungen und nutzen regionale Chancen, um praxisorientiert Projekte mit unmittelbarer Wirkung und hoher Wirtschaftsrelevanz umzusetzen. Möglich wird dies durch die flexible Förderung im Rahmen von Chambers for GreenTech und den engen Schulterschluss mit den strategischen Partnern und Durchführenden der Exportinitiative Umweltschutz.