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EXI-Pilotprojekt in Poltawa: Erfolgsmodell für nachhaltige Abfallwirtschaft in der Ukraine

Gemeinsam für nachhaltige Lösungen: Vertreter*innen von Ministerien, Kommunen, Unternehmen und Expert*innen beim öffentlichen Dialog zur Reform der Abfallwirtschaft bei in Kyjiw.

Am 14. November fand in Kyjiw ein öffentlicher Dialog zum Thema „Reform der Abfallwirtschaft: Herausforderungen, Lösungen, Partnerschaft" statt. Dort wurden die Ergebnisse des EXI-Pilotprojekts in Poltawa vorgestellt – eines der ersten regionalen Beispiele für eine effektive interkommunale Zusammenarbeit im Bereich der Abfallwirtschaft in der Ukraine.

An dem Dialog nahmen Vertreter*innen von Ministerien und der lokalen Selbstverwaltung, Marktteilnehmende und Expert*innen aus der Abfallmanagement-Branche teil. Sie diskutierten über den Fortschritt der Reform, die wichtigsten Herausforderungen bei der Umsetzung und praktische Instrumente, welche die Gemeinden beim Übergang zu modernen Abfallwirtschaftssystemen unterstützen.

Die Konferenz wurde von der Vereinigung "Ukrecoalliance" in Partnerschaft mit der GIZ im Auftrag der Exportinitiative Umweltschutz durchgeführt.

Offene Diskussion über den Fortschritt der Reform

Offener Austausch über Herausforderungen und Chancen: Expert*innen diskutieren über gesetzliche Rahmenbedingungen, Tariflösungen und Investitionsanreize für die Abfallwirtschaftsreform.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand eine dynamische Diskussion im Stil einer Fragerunde. Die Teilnehmer*innen sprachen über die wichtigsten Herausforderungen und Chancen der Reform der Abfallwirtschaft - von der Notwendigkeit, die regionalen und lokalen Abfallwirtschaftspläne zu aktualisieren, bis hin zu ausgewogenen Tariflösungen, die die Entwicklung von Dienstleistungen ermöglichen, ohne soziale Spannungen zu verursachen. Wichtige Diskussionspunkte waren zudem gesetzliche Hürden sowie Vorschläge zur Gestaltung eines regulatorischen Umfelds, das Investitionen anzieht und die Einführung neuer Technologien unterstützt.

Erfahrungen aus dem EXI-Pilotprojekt – die Erfolgsgeschichte der Region Poltawa

Die Veranstaltung präsentierte die Ergebnisse des von der GIZ durchgeführten EXI-Pilotprojekts sowie die Meilensteine des Projekts in der Region Poltawa – einem der ersten regionalen Beispiele für wirksame interkommunale Zusammenarbeit in der ukrainischen Abfallwirtschaft.

Die Konferenz informierte darüber, wie das gemeinsame kommunale Unternehmen Ecoservice-2022 aufgebaut wurde und welche Erfahrungen dabei gesammelt wurden. Das von vier Gemeinden gegründete Unternehmen ermöglichte die Einführung eines flächendeckenden Systems der getrennten Abfallsammlung und -sortierung sowie die Aussicht auf die Kompostierung von Grünabfällen.

Auf der Grundlage dieser Erfahrungen hatte das Projektteam ein praktisches Handbuch entwickelt. Es behandelt

  • den Weg zur Gründung eines kommunalen Unternehmens,
  • technische Lösungen,
  • Kommunikationsinstrumente, die das Verhalten der Einwohner*innen beeinflusst haben,
  • praktische Erfahrungen, die auf andere Regionen übertragen werden können. 

Das Handbuch ist ein wertvolles Hilfsmittel für Gemeinden, die eine Reform durchführen oder planen, für kommunale Unternehmen und internationale Projekte.

„Unsere Erfahrung zeigt, dass es bei der Reform nicht nur um Ausrüstung oder Vorschriften geht – es geht um Partnerschaft. Wenn Gemeinden gemeinsam handeln, entstehen skalierbare Modelle. Das Beispiel der Region Poltawa beweist, dass es selbst unter schwierigen Bedingungen möglich ist, durch Konsistenz und Vertrauen ein effektives Abfallmanagementsystem aufzubauen", so Taras Zhuravel, GIZ-Projektmanager in der Ukraine.

Kommunikationslösungen und öffentliche Sensibilisierungskampagnen für „EcoService-2022“

Der Comic „Eco-Adventures" vermittelt Bürger*innen spielerisch die Regeln der Mülltrennung und motiviert zur aktiven Teilnahme am neuen Abfallsystem.

Auf der Veranstaltung wurden kreative Kommunikationsformate vorgestellt, die dazu beigetragen haben, Vertrauen in das interkommunale Unternehmen aufzubauen, die Sortierregeln zu erklären und die Einwohner*innen zu motivieren. Dazu zählen u.a. die Kommunikationsstrategie und die einheitliche visuelle Identität von “Ecoservice-2022”, eine Reihe von Bildungsaktivitäten, Informationsmaterialien und Videos sowie der Comic „Eco-Adventures".

Leitfaden für Gemeinden

Die Veranstaltung war auch Anlass für Ukrecoalliance, den gemeinsam mit der GIZ entwickelten Leitfaden „Wie man ein effektives kommunales Abfallmanagement-System aufbaut“ zu präsentieren. Der Leitfaden ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Kommunalverwaltungen und kommunale Unternehmen. Er enthält:

  • einen Überblick über die wichtigsten Reformschritte, 
  • häufige Fehler und Wege, sie zu vermeiden, 
  • Infrastrukturlösungen, die Gemeinden sofort umsetzen können sowie 
  • Empfehlungen zu Planung, Tarifen, Zusammenarbeit mit Unternehmen und Engagement der Einwohner*innen.

„Die Gemeinden sind bereit, voranzukommen, aber es fehlen oft klare Instrumente und Prozesse. Dieser Leitfaden hilft beim Übergang von fragmentierten Entscheidungen zu einem systemischen Ansatz. Er soll als praktisches Handbuch für die lokalen Behörden und alle, die die Reform vor Ort umsetzen, dienen", sagte Maksym Barinov, Direktor der Vereinigung Ukrecoalliance.

Bericht über die Entsorgung von Bau- und Abbruchabfällen

Auch die Vorstellung des Berichts „Management von Bau- und Abbruchabfällen in der Ukraine: Die Fallstudie der Region Poltawa" gehörte zum Konferenzprogramm. Der Bericht analysiert das Ausmaß der Bauabfälle in Kriegs- und Nachkriegszeiten, Szenarien der Abfallerzeugung, technische und finanzielle Modelle für das Recycling, den kritischen Zustand der Mülldeponien sowie Empfehlungen zur Entwicklung von Recyclingsystemen in den Regionen.

Aus dem Bericht geht hervor, dass die Region Poltawa landesweit führend im Recycling von Bauabfällen und eine Plattform für den Wiederaufbau nach dem Krieg werden kann.

Die Veranstaltung hat gezeigt, dass ukrainische Gemeinden die Reform vorantreiben können, wenn sie über wirkungsvolle Instrumente, starke Partnerschaften und eine klare Vision verfügen. Die vorgestellten Materialien – das Handbuch, der Leitfaden, der Bericht und die Kommunikationsprodukte – tragen bereits dazu bei, die Abfallbewirtschaftungs-Systeme transparenter und effizienter zu gestalten und an die europäischen Standards anzugleichen.