Konzept der modernen Kreislaufwirtschaft

Hände halten verschiedene recycelbare Verpackungen hoch

Abfälle von heute sind Ressourcen von morgen

Kreislaufwirtschaft wird oft als das entscheidende Mittel gegen Rohstoffknappheit angesehen. Um hochwertiges Recycling zu ermöglichen, müssen Produkte aber von Anfang an kreislaufwirtschaftsfähig konzipiert werden. Im Kern stimmt es somit: Abfälle von heute sind Ressourcen von morgen. Doch auf dem Weg dorthin liegt die Umsetzung eines ganzheitlichen Konzepts.

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Was ist Kreislaufwirtschaft?

Die Idee der Kreislaufwirtschaft ist es, im Rahmen eines gesamten Lebenszyklus' dafür zu sorgen, dass Materialien möglichst lange Nutzen bringen und für zukünftige Produktionsprozesse zurückgewonnen werden können – um Abfall so umfassend wie möglich zu reduzieren.

Der Begriff „Kreislaufwirtschaft“ steht für die Idee einer zirkulären Wirtschaftsweise und wird vom Umweltbundesamt so beschrieben:

„Rohstoffe sollen effizienter genutzt, effektiver eingesetzt, Produkte langlebiger, Abfälle und Emissionen so weit wie möglich vermieden und ansonsten vorrangig recycelt, andernfalls energetisch verwertet und unter Schadstoffausschleusung in sichere Stoffkreisläufe geführt werden. Die Kreislaufwirtschaft orientiert sich damit an natürlichen Stoffkreisläufen, in denen Abfälle gleichsam Ressourcen für andere Lebewesen darstellen oder durch biogeochemische Prozesse umgewandelt werden, ohne schädliche Wirkungen zu entfalten."1

Mit diesem Ansatz steht Kreislaufwirtschaft nicht nur im Gegensatz zum traditionellen, linearen „Wegwerf"-Wirtschaftsmodell, was gleichbedeutend mit „Entnehmen – Herstellen – Beseitigen“ ist , sondern stellt ein ganzheitliches Konzept dar. Produktion und Verbrauch werden durch die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus eines Produktes mitgedacht: vom Einsatz von Primärressourcen, über das Produktdesign, die Herstellung, den Vertrieb, die Nutzung, dem Recycling und dem Einsatz von durch Recycling gewonnenen Sekundärrohstoffen.

Die ersten drei Stufen der Abfallhierarchie ermöglichen ein Zirkulieren von Rohstoffen als Sekundärrohstoffe und folgen damit dem Konzept der modernen Kreislaufwirtschaft.

Die fünffstufige Abfallhierarchie 

Ein Kernelement zur Implementierung einer Kreislaufwirtschaft stellt die international bekannte fünfstufige Abfallhierarchie dar. Sie priorisiert Maßnahmen zur Abfallvermeidung sowie der Vorbereitung zur Wiederverwendung und des Recyclings gegenüber anderen Verwertungsweisen, was insbesondere die energetische Verwertung und Verfüllung meint und der Beseitigung von Abfällen.

Die Einhaltung der Maßnahmen gemäß der Priorisierung trägt maßgeblich zum Erfolg einer implementierten Kreislaufwirtschaft bei. Nur die ersten drei Stufen dieser Abfallhierarchie ermöglichen ein Zirkulieren von Rohstoffen als Sekundärrohstoffe und folgen damit dem Konzept der modernen Kreislaufwirtschaft. Werden Reststoffe einer energetischen Verwertung oder der Beseitigung zugeführt, stehen sie in der Regel nicht mehr als Sekundärrohstoffe zur Verfügung.

Vermeidung und Wiederverwendung - Lebenszyklus der Produkte verlängern

Um Abfälle zu vermeiden, müssen Produkte so (um)gestaltet sein, dass sie mit hoher Qualität möglichst lange im Konsum- und Produktionssystem zirkulieren. Über den Lebenszyklus von Produkten hinweg bedeutet das, dass diese zur Nutzung so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert und aufgearbeitet werden.

Recycling - ressourceneffizient dank Sekundärrohstoffen

Nachdem ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, bleiben die Materialkomponenten des Produktes durch Recycling als Sekundärrohstoffe so weit wie möglich für weitere Produktionsprozesse erhalten. Auf diese Weise kann sowohl die Abfallmenge, die beseitigt wird, auf ein Minimum reduziert als auch Primärressourcen eingespart werden.

Kreislaufwirtschaft ist auch Klimaschutz

Laut Schätzungen des Weltklimarats trägt der Abfallsektor circa fünf Prozent zu den globalen Treibhausgasemissionen bei.3 Klimaschädliche Gase, wie Methan entstehen u.a. durch natürliche Abbauprozesse organischer Reststoffe auf ungeordneten Deponien, wie sie v.a. in Schwellen- und Entwicklungsländern zu finden sind. In diesen Ländern werden Abfälle zur Reduktion der Mengen oft auch unkontrolliert verbrannt. Der so entstehende Ruß macht zusätzlich bis zu 10 % der weltenweiten Treibhausgasemissionen aus.

„Durch einen sektorübergreifenden Umbau zur Kreislaufwirtschaft und konsequente Abfallvermeidung können bis zu 20 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen eingespart werden.“5

Entwicklung der Kreislaufwirtschaft in Deutschland

Deutschland kann auf eine lange Entwicklung der zielgerichteten Abfallbehandlung zurückblicken. Bereits 1972 wurde das Abfallbeseitigungsgesetz (AbfG) zur Regelung einer bundeseinheitlichen Beseitigung von Abfällen erlassen. Dem folgte 1996 das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG), das erstmals das Konzept der Kreislaufwirtschaft im abfallrechtlichen Rahmen verankerte. 2012 trat das novellierte KrW-/AbfG als neues Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) in Kraft.

Heute regeln in der Bundesrepublik mehr als 30 Verordnungen und Gesetze den Umgang mit Reststoffen. Das Abfallrecht ist dabei durch eine Vielzahl europäischer Rechtsakte geprägt. Neben allgemeinen Vorschriften greifen abfallbezogene Vorschriften wie beispielsweise das Verpackungsgesetz (VerpackG), die Bioabfallverordnung (BioAbfV), die Altfahrzeug-Verordnung (AltfahrzeugV) oder das Batteriegesetz (BatterieG) und das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG). Ergänzt werden diese durch weitere Vorschriften zur Abfallbehandlung und Abfallverbringung sowie teilweise durch zusätzliche Bestimmungen in einzelnen Bundesländern.

Erweiterte Herstellerverantwortung als Werkzeug der Abfallvermeidung und modernen Kreislaufwirtschaft

Die erweiterte Herstellerverantwortung (engl. „Extended Producer Responsibility – EPR)“ ist ein treibendes Instrument der Kreislaufwirtschaft, welches die Hersteller und Inverkehrbringer von Produkten für die Rücknahme, den Transport sowie die Entsorgung oder Wiederaufbereitung dieser in die Pflicht nimmt. Auf diese Weise lässt sich nicht nur die Sammlung und Erfassung der Stoffströme regulieren und finanzieren, sondern auch in das Produktdesign eingreifen. Darüber hinaus können Quoten für Produkte, die aus Recyclingprozessen gewonnen werden (Rezyklateinsatzquoten) und ein Design for Repair bzw. Design for Recycling oder auch entsprechende Gewährleistungen und Garantien für Produkte festgelegt werden.

EPR-Richtlinien beziehen sich in Europa z.B. auf Fahrzeuge, elektrische und elektronische Geräte sowie Batterien. Zudem wird EPR bei der Umsetzung der EU-Verpackungsrichtlinie verwendet.5


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